24. März 2024

Euthanasie oder das Märchen vom schönen Tod – Gerda Petzold

Gerda Petzold wurde im Februar 1938 in Halle an der Saale geboren. Ihre Mutter, Gertrud Wallner, geb. Dittmer, wurde kurze Zeit später wegen einer sogenannten Wochenbett-Psychose in die Universitäts-Nervenklink in Halle eingeliefert. Das Baby Gerda wurde mitgenommen, doch ihre Mutter war nicht in der Lage, Gerda zu versorgen, so dass sie in die Obhut der Pflegerinnen und der Oberin kam.

Als Gerdas Vater 1939 in den Krieg eingezogen wurde, kam Gerdas Mutter, die nicht allein leben konnte, zu ihrer Schwägerin nach Leipzig. Gerda blieb in Halle bei der Oberin der Nervenklinik. Dort sollte sie ihre gesamte Kindheit und Jugend verbringen: in der Psychiatrie und Obhut der Oberin.

Der psychische Zustand von Gerdas Mutter wurde nicht besser und so wurde sie in die Nervenheilanstalt nach Altscherbitz eingeliefert, wo sie dem Euthanasie-Programm der Nazis zum Opfer fiel. Im Mai 1942 wurde sie ermordet. Als Todesursache steht in der Sterbeanzeige: Spaltungsirrsinn.

Mehr als 200.000 Menschen ermordeten die Nationalsozialisten zwischen den Jahren 1940 bis 1945, weil sie als „lebensunwert“ eingestuft wurden. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Menschen, die man als „geistig behindert“ einstufte. Die Nazis benannten die systematische Ermordung der Menschen, die nicht in ihr gesundes Weltbild passten, zynisch „Euthanasie“, was aus dem Griechischen kommt und „schöner Tod“ bedeutet.

Im Zuge dieser „Euthanasie-Aktion“, bekannt auch als „Aktion T4“, töteten die Nazis mindestens 5.000 Kinder, so auch in der „Kinderfachabteilung“ der Landesheilanstalt in Stadtroda.

Weitere 350.000 Menschen wurden zwangssterilisiert, um keinen für den „Volkskörper“ „schädlichen“ Nachwuchs zu bekommen. Diese Zwangssterilisierungen konnten unter fadenscheinigen Gründen angeordnet werden.

Das Thema „Euthanasie“ ist bis heute in der deutschen Gesellschaft ein Tabu. Das ist umso erstaunlicher als das, laut Götz Aly, jeder achte deutsche Erwachsene mit einem Menschen verwandt ist, der getötet wurde, weil er psychisch krank oder geistig bzw. körperlich beeinträchtig war. Die meisten Familien wissen nichts über das Schicksal ihrer Vorfahren oder das Thema wird totgeschwiegen.

Was aus dem Kind Gerda, das Gertrud Wallner hinterlassen hat, erfahrt ihr hier: