Brigitte war elf Jahre alt als sie 1947 ihre Heimat verlassen musste. Das Dorf Schiefer in Schlesien, aus dem ihre Familie stammt, gehörte nach Kriegsende zu Polen. Die deutsche Minderheit wurde nach dem Krieg nicht nur aus Polen vertrieben, sondern auch aus der Tschechoslowakei, der Sowjetunion und Ungarn.
Brigitte landete mit ihren Großeltern, ihrer Mutter, ihrem jüngeren Bruder und älteren Schwester in Meiningen.
1953 lernte sie ihren Mann Hans Wagner kennen. Hans Mutter hatte sich aufgeregt, dass Hans doch auch eine von „unseren“ hätte heiraten können, er sähe doch schließlich gut aus. Und trotzdem nimmt er eine der „Hergelaufenen“. Brigitte war für die Meininger eine „Fremde“, obwohl sie eine Deutsche war.
Brigitte nahm 2016 Kontakt zum Stadtarchiv auf. Sie schickte mir ihre handschriftliche Fluchtgeschichte. Später durfte ich sie besuchen und sie erzählte mir Dinge, die in ihrer handschriftlichen Geschichte nicht vorkamen. Es entwickelte sich eine Vertrautheit zwischen uns. Für ein paar Jahre haben wir uns aus den Augen verloren und doch wiedergefunden. Zuletzt habe ich Brigitte Wagner mehrere Male im DRK-Seniorenheim besucht. Der letzte Besuch war ein Abschied. Sie lag bereits im Sterben. Brigitte bat mich, ihren Namen nicht mehr zu ändern, sondern ihren richtigen Namen zu benutzen. Sie wusste, dass ich eine Hördokumentation über ihr Leben plante, worüber sie sich sehr freute. Ich hatte gehofft, dass sie die Produktion noch miterlebt. Das hat sie leider nicht geschafft. Sie starb am 23. Juli 2021.
Ich bin dankbar, dass ich Brigitte Wagner kennenlernen durfte und sie mir Geschichten anvertraut hat, von denen ich weiß, dass viele Frauen diese Geschichten mit ins Grab genommen haben.
Entstanden ist daraus eine berührende Hördokumentation mit Vivian Frey und Anja Lenßen vom Staatstheater Meiningen und Iris Helbing vom Stadtarchiv Meiningen, Schnitt, Ton und Geduld: Alexander Keiner.
Ich bin dankbar, dass ich Brigitte Wagner kennenlernen durfte und sie mir Geschichten anvertraut hat, von denen ich weiß, dass viele Frauen diese Geschichten mit ins Grab genommen haben.